Western States 100 – Deutsches Duo im Fokus beim prestigeträchtigsten 100-Meilen-Rennen der Welt

Western States 100 © UTMB World Series

Olympic Valley, Kalifornien – 28./29. Juni 2025: Der legendäre Western States Endurance Run steht unmittelbar bevor – und 2025 könnte das traditionsreiche 100-Meilen-Rennen (161 km / +5.500 hm / –6.700 hm) so spannend wie selten zuvor werden. Der Startschuss fällt am Samstagmorgen um 5:00 Uhr Ortszeit (14:00 Uhr MESZ), und im Mittelpunkt des Interesses stehen in diesem Jahr zwei deutsche Topathleten: Rosanna Buchauer und Hannes Namberger.

Deutscher Doppelschlag möglich?

Nach der Absage von Seriensiegerin Courtney Dauwalter und Vorjahres-Champ Jim Walmsley (USA) ist das Rennen sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern so offen wie lange nicht – und eröffnet Raum für neue Gesichter auf dem Podium.

Rosanna Buchauer: Debüt über 100 Meilen mit Rückenwind

Die Münchnerin Rosanna Buchauer zählt seit Jahren zur Weltelite im Trailrunning. Große Erfolge auf Distanzen bis 100 Kilometer – darunter Platz 5 bei den Trail-Weltmeisterschaften 2022 und 2023 sowie der Sieg beim Lavaredo Ultra Trail 2024 (122 km) – zeigen: Sie ist bereit für den nächsten Schritt. Mit Platz 3 beim CCC (101 km) im Vorjahr bewies sie zudem, dass sie auch bei starker internationaler Konkurrenz vorn mitlaufen kann. Der Western States 100 ist ihr Debüt über die 100-Meilen-Distanz – doch angesichts ihrer Form, Rennerfahrung und mentalen Stärke gilt sie als echte Podiumskandidatin. Besonders spannend: Durch die Abwesenheit mehrerer Topfavoritinnen scheint ein Platz in den Top 5 absolut realistisch – das wäre ein historisches Ergebnis aus deutscher Sicht.

Die Konkurentinnen

  • Fu-Zhao Xiang (China) – Zweite 2024 mit der drittschnellsten Zeit der Western-States-Geschichte (16:20:03). Nach Top-Resultaten bei UTMB und mehreren Siegen in Asien ist sie die klare Favoritin auf den Sieg.
  • Eszter Csillag (Ungarn) – Zwei Mal in Folge Dritte (2023, 2024), dabei jedes Mal schneller. Sie gewann im März souverän den Buffalo Stampede 100k in Australien. Läuft sie konservativ an, kann sie am Ende ganz oben stehen.
  • Emily Hawgood (Simbabwe) – Platz 4 im Vorjahr in ihrer vierten Top-10-Platzierung bei Western States. Sie gewann 2025 die Canyons 100k – bereit für den großen Wurf?
  • Ida Nilsson (Schweden) – Sechste 2024 und Masters-Rekordhalterin. Ihre Erfahrung aus Bahn, Berglauf und Ultras macht sie zu einer taktisch sehr klugen Läuferin. Zuletzt stark bei Transgrancanaria und Transvulcania.
  • Heather Jackson (USA) – Die Ex-Triathletin wurde 2024 Siebte. Nach einem DNF 2023 kam sie stark zurück und siegte später beim Javelina 100 Mile. Dieses Jahr stellte sie bei Unbound XL (Radrennen) einen Streckenrekord auf – das spricht für große Grundausdauer.
  • Priscilla Forgie (Kanada) – Neunte 2024 (17:30:24), nach Platz 8 im Vorjahr. Stark bei Canyons, Chuckanut und Kodiak. Ihre Konstanz macht sie zu einer sicheren Top-10-Kandidatin.
  • Marianne Hogan (Kanada) – Die Dritte von 2022, später Zweite bei UTMB 2022 und Dritte 2024. Ihr starker Auftritt bei Canyons (knapp hinter Hawgood) zeigt: Sie ist zurück und fit.
  • Riley Brady (USA) – Nach Platz 14 bei States 2023 folgte 2024 der Durchbruch: Siege bei Black Canyon 100k (CR) und Javelina 100 Mile. Diesmal könnte ein Top-5-Platz realistisch sein.

Hannes Namberger: Bayerische Power auf amerikanischem Boden

Für den Chiemgauer Hannes Namberger ist der Western States 100 eine neue Herausforderung. Der 100-Meilen-Experte – mehrfacher Sieger beim Lavaredo Ultra Trail (2021, 2022, 2024), UTMB-Vierter 2024 und Dritter beim Canyons 100k – bringt ideale Voraussetzungen mit, um beim prestigeträchtigsten Trailrennen der USA zu bestehen. Zwar ist das Terrain beim Western States lauflastiger und weniger technisch als viele europäische Rennen, doch genau das hat der 35-Jährige trainiert: Seine Vielseitigkeit, Rennerfahrung und Renntaktik haben ihn bereits mehrfach auf internationale Podien gebracht. Mit dem Ausfall von Jim Walmsley ist das Männerfeld offen – und Namberger gehört definitiv zu den Favoriten für einen Platz unter den ersten Zehn.

Internationale Konkurrenz auf höchstem Niveau

Trotz der offenen Ausgangslage wird der Weg aufs Podium kein Spaziergang. Bei den Männern kehren mit Rod Farvard (USA, 14:24), Daniel Jones (NZL, 14:32) und Caleb Olson (USA, 14:40) gleich drei Athleten mit Topzeiten aus dem Vorjahr zurück.

  • Anthony Costales (USA) – Der Sieger 2024 mit 14:43:04 meldet sich eindrucksvoll zurück. Seine Performance war von Anfang bis Ende kontrolliert. Mit einem soliden Frühjahr und gesundem Training dürfte er auch 2025 ganz vorne mitmischen.
  • Hayden Hawks (USA) – Im Vorjahr in 14:47:06 Zweiter. Hawks ist bekannt für aggressives Racing, aber zeigte 2024 auch strategische Reife. Wenn er die Balance zwischen Risiko und Kontrolle findet, ist er ein Titelkandidat.
  • Rod Farvard (USA) – Überraschung auf Platz 3 (14:49:38). Nach konstant starken Leistungen in der US-Ultraszene kann er 2025 beweisen, dass sein Podium kein Zufall war.
  • Cole Watson (USA) – War 2024 Vierter in 15:01:00, nur wenige Minuten vom Podium entfernt. Seine starke Leistung beim Black Canyon 100k im Februar bestätigt: Er ist in Topform.
  • Vincent Viet (Frankreich) – Mit 15:07:35 Fünfter im Vorjahr und einer der besten Europäer im Rennen. Seine Stärke liegt im langen Grind – bei Hitze und Downhills kann er glänzen.
  • Jeff Colt (USA) – Schon 2022 und 2024 jeweils in den Top 10. Colt bringt Rennerfahrung und Cleverness mit. Ihm fehlt bisher der ganz große Tag – vielleicht ist 2025 der Durchbruch.
  • Adam Peterman (USA) – Nach Verletzungsproblemen zurück mit Platz 7 in 15:20:39. Der Western-States-Sieger von 2022 hat das Potenzial für einen erneuten Sieg, wenn er verletzungsfrei bleibt.
  • Jared Hazen (USA) – Platz 8 mit 15:26:39. Seit Jahren ein fester Bestandteil der Elite. Seine Erfahrung könnte diesmal entscheidend sein, um ganz vorne mitzulaufen.
  • Cody Lind (USA) – Mit Platz 9 (15:29:00) zeigte Lind, dass er das Rennen versteht. Kein Ausreißer nach oben, aber zuverlässig stark – ein Kandidat für Platz 5–7.
  • Tom Evans (Großbritannien) – Der UTMB-Sieger von 2023 und Western-States-Dritte von 2022 schob sich letztes Jahr gerade noch in die Top 10. Er ist fit und gefährlich – eine echte Wildcard für ganz vorne.

Fazit: Historische Chancen für Deutschland

Mit Rosanna Buchauer und Hannes Namberger stehen zwei der besten deutschsprachigen Trailrunner beim Western States 100 2025 am Start – und beide haben realistische Chancen, das beste deutsche Ergebnis der WSER-Geschichte zu erzielen.

Wer mitfiebern möchte: Das Rennen startet am 28. Juni um 14:00 Uhr MESZ. Der US-Laufblog iRunFar berichtet wie gewohnt live vom gesamten Rennverlauf. Ein spannendes Wochenende steht bevor – und die deutschen Farben sind so gut vertreten wie nie.